Ars docendi 10/2022
Premessa – Vorwort [Adami]
Liebe Leserinnen und Leser,
die 10. Ausgabe unserer Internetzeitschrift ist Anlass zur Freude und zu einem Moment des Innehaltens. Wir haben in den letzten Monaten versucht, Beiträge aus verschiedenen Teilen Europas zu sammeln (von England über Deutschland, Österreich und Italien). Wir haben verschiedenste wichtige Autoren (Universitätsprofessoren, Student*innen und direkt im Schulunterricht stehende Lehrpersonen) für interessante Beiträge gewinnen können – in einer Vielfalt, welche die aktuelle Situation der Klassischen Sprachen, der Klassischen Philologie, von Classics aufzeigt. Diese Vielfalt möchten wir ganz bewusst beibehalten, auch wenn nicht alle Beiträge der Meinung der Redaktion 1:1 entsprechen.
Aber die Diskussion ist wichtig und nur im gegenseitigen Miteinander und auch im kontroversen Austausch ist gute Entwicklung möglich. Das ist unser wichtigstes Ziel und wir werden uns bemühen, diesen Austausch länderübergreifend, auf europäischer Ebene noch mehr als bisher zu fördern und zu erweitern.
Auch der Name unserer Zeitschrift bleibt weiterhin Programm: “Ars docendi“ – die Kunst, das Geschick des Lehrens. Was gibt es Schöneres als mit jungen Menschen arbeiten zu können und mit ihnen die Faszination von Griechisch und Latein in all seiner Buntheit, aber auch seiner grundlegenden Basis für eine ausgewogene Bildung Tag für Tag neu zu entdecken und zu erarbeiten?
Dabei ist dieser Blick auf die Didaktik und Methodik nicht etwas, was von der traditionellen Klassischen Philologie oft gern an den Rand gedrängt wird: etwas, was man eben zusätzlich auch an der Universität macht, weil das für die Lehramtsausbildung dazugehört und die moderne Gesellschaft das für wichtig hält. Nein, dieser Blick auf Didaktik und Methodik wird - gepaart mit entsprechendem Fachwissen - unserer Ansicht nach immer wichtiger, weil nur er die Möglichkeiten in unserer Gesellschaft bietet, die Beschäftigung mit Latein und Griechisch auch weiterhin zu bewahren und im Idealfall auszubauen.
Es ist ganz und gar nicht egal, welche Lehrperson ihr Fach darbietet, es ist nicht egal, wie sie es macht, und Curricula allein sind zwar eine wichtige Basis, garantieren aber nicht von vornherein einen guten und begeisternden, spannenden, anregenden sowie förderlichen Unterricht. Da braucht es viel Offenheit, viele Ideen von Seiten der Lehrpersonen, aber auch eine gute Reflexions- und Beurteilungsfähigkeit unterschiedlichster Methoden. Auch in diesem Sinn halten wir unsere Internetzeitschrift für eine ganz wichtige Anregung – über Ländergrenzen hinweg und im Bewusstsein, wie unterschiedlich die diesbezüglichen Vorstellungen sind und sein können.
In dieser Nummer führen wir einige Aspekte weiter, die in früheren Ausgaben bereits andiskutiert wurden:
a) Latein und Mehrsprachigkeit: Martina Adami (Bozen) beschäftigt sich mit konkreten Möglichkeiten fächerübergreifenden Arbeitens im Latein- und Biologieunterricht.
b) Reisen: Maria Krichbaumer (München) ergänzt einen weiteren Beitrag zum großen Thema des Reisens (mit antiken, aber auch neulateinischen Texten).
Zusätzlich beschäftigt sich Andrea Del Ponte (Genua) in dieser Nummer mit der so genannten „tesina“, einer vorwissenschaftlichen Arbeit, die in den letzten Jahren auch in Italien (unter ganz besonderen Bedingungen) für die Abschlussprüfung eingefordert wurde.
Giovanni Teresi (Marsala) hat uns einen Beitrag über die Schule in Rom übermittelt, Nunzio Picchiotti (Perugia) einen Artikel zu „Latine loqui“, Fabrizio Manco (Trapani) eine Reflexion zu Magie und Fantasy. Paula Schäller (Univ. Leipzig) hat einen hochinteressanten Aufsatz zu einem Videospiel beigesteuert, in dem die Antike grundlegende Themen stellt.
Am Ende des Ganzen stellt Martina Adami noch eine liebenswerte Neupublikation vor: Prof. Michael von Albrecht hat in bester horazischer Tradition lateinische „sermones“ auf unsere Zeit geschrieben.
Wir wünschen wie immer gute und spannende Lektüre
Martina Adami